Wunderwerk Wald

Die Verdunstung von Wasser im Wald forciert die Wolkenbildung. Auf diese Weise wird gelangt nicht die gesamte Sonnenergie auf den Boden.
Im Nationalpark Thayatal ist der Wald das bestimmende Element. Höchst an der Zeit, ihn und seine "Fähigkeiten" mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Der Wald bietet uns nämlich völlig gratis eine Fülle an Serviceleistungen, die wir oftmals gar nicht wahrnehmen, geschweige denn wertschätzen.
Zunächst wäre da die einfache Schlussfolgerung: "Wo Wald, da Wasser." Der Wald lässt den Regen nicht mit voller Wucht auf den Boden aufprallen, sondern langsam ins Erdreich einsickern. Dort wird das Wasser gespeichert, in gefilterter Form an das Grundwasser und Flüsse abgegeben und natürlich auch wieder über die Pflanzen aufgenommen.
Über Blätter und Nadeln verdunsten die Bäume das aus den Wurzeln aufgesogene Wasser. Ein großer Baum hat auch einen großen Durst, bis zu 360 Liter Wasserpro Tag kann auf diese Weise über die Blätter in die Atmosphäre entweichen. Dort angelangt, kondensiert der Wasserdampf, bildet Wolken, die einerseits die Sonnenstrahlen reflektieren, andererseits für erneuten Regen sorgen. Der Wald agiert also gewissermaßen als Klimaregulator: Er sorgt dafür, dass nicht die gesamte Sonnenwärme direkt auf den Boden gelangt und er sorgt immer wieder für eine nasse Abkühlung.



Besonders stark ist die Verdunstung in tropischen Regenwäldern, aber auch ein mitteleuropäischer Buchenwald, wie er etwa im Nationalpark Thayatal zu finden ist, vermag im Sommer enorme Mengen Wasser, nämlich mehrere tausend Liter pro Hektar, zu verdunsten. Daher lässt sich die Eingangsformel folgendermaßen ergänzen: "Wo Wald, da Wasser, da Leben." Und da ist auch angenehme Kühle im Sommer. Durch die höhere Luftfeuchtigkeit im Wald ist's unterm Blätterdach kühler als auf offenen Flächen.
Klimaregulierend wirkt der Wald auch in anderer Hinsicht, nämlich als Kohlendioxid-Speicher. Kein anderes Ökosystem - mal abgesehen vom Phytoplankton der Meere, dass es ebenfalls auf stattliche Mengen bringt - vermag so viel dieses Treibhausgases zu speichern wie ein intakter Wald. Zur Veranschaulichung: Ein Hektar Wald kann in etwa die Menge CO2 speichern, die vier Autos, die jährlich 25.000 Kilometer zurücklegen, ausstoßen.
Für das Thayatal kann Nationalparkförster Wolfgang Riener auf eine stolze Bilanz verweisen: "In den letzten 10 Jahren hat sich der Totholzanteil im Nationalpark Thayatal bereits verdoppelt. Da ist jede Menge CO2 gespeichert, außerdem freuen sich auch die zahlreichen Spechtarten über diese Entwicklung!"



Der Wald speichert aber nicht nur Kohlendioxid, er kann damit sogar etwas anfangen. Er verwandelt das schweißtreibende Gas in ein lebensspendendes. Eine große Buche mit 600.000 Blättern und einer gesamten Blattoberfläche von 1.500 Quadratmetern produziert jeden Tag etwa 1,7 Kilogramm Sauerstoff. Das deckt den Tagesbedarf von drei Menschen.
Und damit wir auch richtig tief durchatmen können, filtert der Wald die Luft auch noch ganz nebenbei. Buchenwälder können laut Schätzungen pro Jahr mehrere Dutzend Tonnen Staub aus der Luft filtern.
Wenn man einem Baum, der all diese Leistungen für uns erbringt, ein Preisschild umhängen wollen würde, dann ergäbe das eine ordentlich Summe: Ein amerikanischer Forscher hat das für einen 50-jährigen Baum versuchsweise berechnet und ist auf einen Wert von 62.500 Dollar oder umgerechnet rund 46.000 Euro gekommen.
Also, denkt daran, wenn ihr das nächste Mal durch den sommerlich kühlen Thayatal-Wald wandert, ihr bewegt Euch in einer offenen Schatzkammer. Einfach unbezahlbar!
Und für die richtige Einstimmung haben wir natürlich auch gesorgt, mit dem brandneuen Waldtrailer, der Euch einen Einblick in die Wald-Wunderwelt des Nationalparks gibt. Lasst Euch verzaubern :)
23.07.2014

Nationalpark Thayatal Blog