Knolle ist nicht gleich Knolle

Das Europäische Alpenveilchen sorgt unterirdisch vor, mit einer Hypokotylknolle als Speicherorgan für Stärke.
Vom Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens) war unlängst die Rede (siehe Blogbeitrag "Erdscheibe und Schweinebrot"). Von seinem unterirdischen Speicherorgan, der Knolle. Aber ist es wirklich "die" Knolle? Wenn wir's genau nehmen - und das tun wir heute :) - fehlt dazu noch ein Stückchen an Information.
Denn Knolle ist in der Botanik nicht gleich Knolle. Die Grundorgane einer Pflanze sind Wurzel, Sprossachse und Blatt. Und bei manchen Pflanzen kommt es dazu, dass sich eines dieser Organe zu verdicken beginnt und Speicherstoffe fürs Überdauern einlagert. Beim Alpenveilchen ist es die Sprossachse, die sich verdickt bzw. - ums ganz genau zu nehmen - ein ganz bestimmter Abschnitt der Sprossachse. Dafür müssen wir kurz ausholen.
Der Same eine Pflanze enthält bereits die "Erstausstattung", das Keimblatt (je nach Pflanze entweder eines oder zwei). Treibt der Same aus, so entfaltet sich dieses Keimblatt als erstes Blatt der noch jungen Pflanze. Der Sprossabschnitt zwischen Wurzelhals und erstem Keimblatt hat einen eigenen Namen: Hypokotyl. "Hypo" bedeutet "unter" und "Kotyledo" heißt Keimblatt. Und genau dieser Bereich "unter dem Keimblatt" schwillt im Fall des Alpenveilchens zu einer Knolle an, deswegen handelt es sich dabei um eine Hypokotylknolle. Eigentlich ganz logisch, oder?
Übrigens, jedes Mal wenn ihr Radieschen oder Rote Rüben verzehrt, beißt ihr auch in eine Hypokotylknolle, in einen verdickten Teil der Sprossachse dieser Pflanzen. Mahlzeit!
08.10.2013

Nationalpark Thayatal Blog