Nachwuchs rund ums Nationalparkhaus

Die Vögel brüten oberhalb der Tür zum Ausstellungsbereich.
Er ist etwa so groß wie ein Haussperling und verfügt über einen charakteristischen roten Schwanz. Ansonsten ist er eher unscheinbar hellgrau (die Weibchen) bis dunkel-, schiefergrau gefärbt (die Männchen). Die Rede ist vom Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros), nicht zu verwechseln mit dem Gartenrotschwanz, der auffälliger gefärbt ist, aber auch seltener vorkommt.
Und er macht seinem Namen alle Ehre. Denn dieser Tage zieht ein Hausrotschwanz-Pärchen gerade seine Familie auf, und zwar direkt beim Nationalparkhaus, genauer gesagt in einer Nische über dem Ausgangsbereich unserer Ausstellung. Die Jungvögel sind für jedermann sichtbar, man sollte sich jedoch nicht so lange vor dem Nest aufhalten.



Aufgrund ihrer Nistplatzwahl verwundert es nicht, dass Hausrotschwänze zu den Nischen- bzw. Halbhöhlenbrütern gezählt werden. "Halb" deswegen, weil sie sich Brutplätze nicht dezidiert in Höhlen, sondern in ausgehöhlten Strukturen suchen. Dazu gehören beispielsweise Fels- und Gebäudespalten, Steinhaufen, Holzstapel oder Vertiefungen in Bäumen. Manchmal nutzen Hausrotschwänze sogar unfertige Rauchschwalbennester.
Die zu den Fliegenschnäppern zählenden Singvögel sind also in der Tat kreativ in ihrer Brutplatzwahl. Vor allem wenn man bedenkt, dass sie ursprünglich in felsigen Bergregionen angesiedelt waren. Als gut angepasste Kulturfolger haben sie sich aber mittlerweile ihr Plätzchen in Siedlungen, Städten, Kiesgruben oder Steinbrüchen gesichert.
Während Hausrotschwanz-Männchen und -Weibchen ihren Nachwuchs gemeinsam durchfüttern, ist für die Nistplatzwahl und den Nestbau in erster Linie das Weibchen zuständig. Die Hausrotschwanz-Dame sammelt Grashalme, Wurzeln und Moosstücke, um das Nest gut zu isolieren und kleidet es anschließend mit weichen Federn aus.
Zweimal im Jahr - von Mai bis Juli - legt das Weibchen fünf bis sechs Eier, die im Schnitt zwei Wochen bebrütet werden. Nach dem Schlupf und für einige Zeit nach dem Ausfliegen werden die Jungvögel eifrig von den Eltern mit Insekten, Spinnen, Würmern und ähnlichem Getier versorgt.
Zu Beginn schauen die Jungvögel dem Weibchen zum Verwechseln ähnlich. Ein Tipp: Die Jungen verfügen zunächst nur über Stummelschwänze, die nach dem Ausfliegen noch bis zu drei Wochen benötigen, um die Länge der Altvögel zu erreichen.



Wer auf Nummer sicher gehen möchte, ob es sich um einen Hausrotschwanz handelt, der kann sich auch am Gesang orientieren. Hier eine kleine Kostprobe:
[audio mp3="http://blog.np-thayatal.at/wp-content/uploads/2015/06/Sequenz-01.mp3"][/audio]
PS: Apropos, wusstet ihr, dass unlängst der vom Musiksender Ö1 veranstaltete "Song Contest der Vögel" stattgefunden hat? Gewonnen hat doch tatsächlich einer unserer Ranger: Benjamin Steiner ist Teil der Gruppe "Kaltnadel-Crew", die mit ihrem Song "Hab‘ ich nicht gesehn" - zusammengebaut aus Vogelstimmen-Beats - die Jury überzeugen konnte. Mehr dazu gibt's hier.
Wer singt nun besser, der Hausrotschwanz oder doch die Kaltnadel-Crew? ;)
06.06.2015

Nationalpark Thayatal Blog