Langsam, aber gezielt

Warzige Haut, relative plumper Körper und kupferfarbene Augen. Das sind die Merkmale der Erdkröte.
Ihre Körperfärbung variiert von gelblich, rötlich über braun bis grau und ist damit kein zuverlässiges Erkennungskriterium. Ganz im Gegensatz dazu ihr "Augenaufschlag". Die Erdkröte hat markant kupferfarbene Augen. Diese sitzen auf einem plumpen Körper, der von einer warzigen Haut überzogen ist. Mit ihren kurzen Hinterbeinen schaffen sie keine weiten Sprünge, aber es reicht, um die Laichgewässer zu erreichen und ihre charakteristischen Laichschnüre abzusetzen. Zum Vergleich: Frösche produzieren Laichballen.



Doch wie kommt es überhaupt dazu?
Temperaturen um die 4 bis 5 Grad Celsius und genügend Feuchtigkeit locken die Tiere im Frühjahr - etwa Mitte März - aus ihren Winterquartieren hervor. Tagsüber harren sie in der Laubstreuschicht oder leicht vergraben in der Erde aus, nachts gehen sie auf Wanderschaft. Ziel: Ihre Laichgewässer. Die Kröten peilen zum Ablaichen immer genau ihren Geburtsort an, ein Leben lang. Auch wenn es den Tümpel ihrer Geburt gar nicht mehr geben sollte, weil er vielleicht zugeschüttet wurde. Der Wandertrieb führt die Tiere weiterhin an diesen Ort. Dort angekommen, vergraben sie sich und warten auf das Wasser, das nicht mehr kommt. Sie verlassen die Stelle erst dann wieder, wenn ihr Laichtrieb nachlässt.
Im Nationalpark Thayatal haben die Erdkröten Glück, hier wird mit Sicherheit kein Tümpel trockengelegt. Dem Paarungstaumel steht somit nichts im Wege. Vor allem mit den jungen Erdkröten-Männchen gehen die Hormone durch. Sie klammern sich in der Paarungszeit so ziemlich an alles, das in Form und Größe einem Paarungspartner entspricht, belebt wie unbelebt. Schon gesehen: Erdkröte mit Feuersalamander, Erdkröte mit menschlichem Daumen, Erdkröte mit kleiner Kamera. Auch oft zu sehen: Ganze Erdkröten-Haufen. Für die Erdkröten-Dame, selbst wenn diese von stattlicher Größe ist, wird das dann mitunter brenzlig. Denn sobald sich zwei, drei oder sogar mehr Männchen auf ihrem Rücken festzuklammern versuchen, kann ihr die Last zu viel werden. Auf diese Weise ertrinken immer wieder Erdkröten-Damen.
Wirklich erstaunlich, ist die Tatsache, dass die Tiere stets von Neuem zielsicher ihren Laichplatz ausfindig machen. Lange Zeit tappten Forscher vollkommen im Dunkeln, woran dies liegen könnte. Heute gibt es erste Hinweise dafür, dass sich die Kröten - ähnlich wie Zugvögel - am Erdmagnetfeld orientieren.
Bis die Erdkröten jedoch ihre Laichschnüre absetzen können, ist es ein weiter Weg, vor allem deswegen, weil sie nicht die schnellsten sind. Ihre Fortbewegung hat mit Hüpfen wenig zu tun, meistens krabbeln sie ihrer Wege. Problematisch wird es für sie, wenn es eine stark befahrene Straße zu queren gilt. Für eine 15 Meter breite Straße brauchen die Kröten mitunter ganze 20 Minuten.



Um ihnen das Wandern zu erleichtern, sind vor allem die Autofahrer in dieser Zeit aufgerufen, ihre Augen offen zu halten. Dort wo Warnschilder auf Krötenwanderungen aufmerksam machen, bitte mit Schritttempo fahren! Denn schon 30 km/h können zu schnell sein. Der Strömungsdruck des vorbeifahrenden Autos bringt die inneren Organe der Tiere zum Platzen. Deswegen, Augen auf, langsam fahren, wenn möglich ausweichen oder den Tieren über die Straße helfen!
Damit sie zwar langsam, aber sicher an ihr Ziel kommen.

Hier geht's zu einem Video über die Erdkröte!

Und für Amphibien Fans ein spannender Vortrags-Tipp:
"Mein Leben mit den Fröschen - 40 Jahre Tropenforschung"
Univ. Prof. Mag. Dr. Walter Hödl, Biologe
Do, 3. April, um 19:00 im Festsaal des Erzbischöflichen Gymnasiums Hollabrunn
26.03.2014

Nationalpark Thayatal Blog