Gut getrickst!

Die Staubbeutel der Blüte befinden sich verborgen in der Oberlippe. Nur der weibliche Teil der Blüte, der Stempel mit der Narbe, ragt hervor. Landet eine Hummel auf der Unterlippe und sucht nach Nektar, klappen die Staubbeutel auf ihren Rücken. Beim nächsten Besuch streift sie den Pollen an der Narbe ab.
Zu den farbenprächtigsten Pflanzen der Thayatal Wiesen zählt mit Sicherheit der Wiesensalbei (Salvia pratensis). Besonders auffällig sind seine markant gebauten blau-violetten Blüten, die aus einer Ober- und einer Unterlippe bestehen.
Die Bauweise ist in der Tat nicht nur markant, sondern auch sehr gefinkelt. Neben dem eiweißreichen Pollen interessieren sich Blütenbesucher vor allem für den zuckerreichen Nektar. Der Wiesensalbei "versteckt" die beliebte süße Speise tief am Blütengrund. Nur langrüsselige Insekten, wie Hummeln, haben eine Chance den begehrten Nektar zu erreichen.
Genau auf diese hat es der Wiesensalbei auch abgesehen. Sobald eine Hummel auf der Suche nach Nektar in die Blüte vordringt, löst sie einen kleinen Hebel (einen umgewandelten Teil des Staubbeutels) aus. Dieser bewirkt, dass die in der Oberlippe verborgenen Staubblätter nach unten klappen und ihre Pollenpakete direkt auf den Hinterleib der Hummel entladen. Der Pollen bleibt haften und wird beim Besuch der nächsten Wiesensalbei-Blüte an der Narbe des Stempels abgestreift. So schnell geht's mit der Befruchtung. Die Hauptakteurin, die Hummel, bekommt von dem ihr aufgebrummten Wegzoll rein gar nichts mit, spielt sich doch alles hinter ihrem Rücken ab ;) Ein guter, aber auch fairer Trick!
17.09.2013

Nationalpark Thayatal Blog