Der "Würstel"-Strauch

Die "Würstel" der Hasel sind eigentlich ihre männlichen Blüten. Quelle: Wikimedia Commons, Urheber: André Karwath
Unter den Frühblühern gibt es nur eine Handvoll Sträucher. Zu den blühenden Pionieren in der noch winterkahlen Landschaft zählen der Gelbe und Rote Hartriegel, die Palmkätzchen, der Seidelbast und die Hasel. Alle anderen Sträucher, wie etwa Berberitze, Geißblatt oder Schlehe, kommen erst später zum Zug.
Richtig früh dran sein, dass heißt wie etwa die Hasel (Corylus avellana), bereits im Februar oder März zu blühen. Im Thayatal findet sich der lichtliebende Strauch an vielen Waldrändern. Bodentechnisch ist er wenig anspruchsvoll, gedeiht sowohl auf trockenen als auch feuchten Stellen, nur Staunässe bekommt ihm gar nicht.
Betrachtet man den Strauch ein wenig eingehender, stellt sich unweigerlich die Frage: Wo sind denn eigentlich die Blüten? Da hängen doch nur "Würsteln" vom Strauch runter? - Tja, genau das sind die Blüten, zumindest die männlichen, denn die Hasel verfügt auf einer Pflanze sowohl über männliche als auch weibliche Blüten. Aber der Reihe nach.



Die Würstel bzw. blütenökologisch korrekter formuliert, die Kätzchen bestehen aus einer ganzen Armada aus Mini-Blüten, die ihrerseits wenig mit einer klassisch aussehenden Blüte gemeinsam haben. Wer eine Lupe zu Hilfe nimmt, wird feststellen, dass Blütenblätter gänzlich fehlen. Die einzigen zwei Blätter, die es an der Blüte gibt, sind sogenannte Vorblätter; dabei handelt es sich um die ersten beiden Blätter des Seitenstiels, auf dem die Blüte hockt. Diese besteht in der Tat nur aus vier Staubblättern, vollbepackt mit Pollen.



Der Pollen wiederum ist Anziehungspunkt für die ersten Insekten des Jahres, die sich an den "Energiestationen" laben. An der Bestäubung selbst sind sie aber nicht beteiligt, denn die weiblichen Blüten werden von Biene & Co. gar nicht angesteuert. Da sie weder duften noch süßen Nektar im Repertoire haben, gibt es für hungrige Insekten keinen Grund, um ihnen einen Besuch abzustatten. Die Bestäubung übernimmt stattdessen der Wind. Bei gut zwei Millionen Pollenkörnern pro Kätzchen stehen die Chancen auch gut, dass etwas davon auf den Narben der weiblichen Blüten landet. Diese bleiben auch während der Blüte von den Knospenschuppen umschlossen. Einzig die roten Narben blinzeln aus der Knospe hervor und "fischen" den umherfliegenden Pollen aus der Luft.
13.03.2015

Nationalpark Thayatal Blog