Alles "Aitel" Wonne

Ein kleiner Trupp mit Aiteln zieht im Mündungsbereich Kajabach / Thaya seine Runden. Spannend auf diesem Foto: Hier rastet zugleich auch ein Edelkrebs!
Es hat geklappt. Die Aiteln haben vorbeigeschaut, also alles "Aitel" Wonne!
Moment, worum geht's gerade? Bei den neuesten Film- und Fotoaufnahmen im NP Thayatal dürfen die beiden Naturreporter Marc & Christine erstmals auch abtauchen und die Thaya sozusagen von innen betrachten.
Gesagt, getan. Deswegen gibt es heute erste Einblicke in die Fischwelt des Thayatals. Insgesamt neun Fischarten finden sich entlang des Nationalparkabschnitts der Thaya, eine davon ist der Aitel oder Döbel (Squalius cephalus). Ein anderer Name, der hin und wieder für ihn gebraucht wird, lautet "Dickkopf". Irgendwie sind das allesamt nicht besonders schmeichelhafte Namen. Also belassen wir es bei Aitel.



Wer nicht gerade Fischer, Süßwasserbiologe oder leidenschaftlicher Ichthyologe ist, wird mit dem Namen vermutlich wenig anfangen können. Deshalb hier ein paar wichtige Infos, um den Aitel besser kennenzulernen:
Was gleich ins Auge sticht, wenn man den Fisch ein wenig näher betrachtet, sind die großen, hellen Schuppen, die dunkel gesäumt sind und dem Körper deswegen ein netzartiges Muster verleihen. Die zu den Karpfenfischen zählenden Tiere werden außerdem zu den Friedfischen gerechnet. In der Tat sind sie aber Allesfresser, die mit ihren großen Mäulern so gut wie alles aufsaugen, das ihnen in die Quere kommt: Insekten und deren Larven, Schnecken, Muscheln, Würmer, gelegentlich auch Pflanzen. Größere Exemplare haben es zusehends auch auf Kleinfische abgesehen.
Im Schnitt, heißt es, würden Aiteln etwa 30 bis 40 cm lang und ungefähr einen Kilogramm schwer werden. Durchschnittswerte stellen sich aber nicht immer als besonders aussagekräftig heraus, denn je nach Lebensraum und -bedingungen kann die Größe und das Gewicht von Fischen erheblich schwanken. Bestes Beispiel dafür ist ein 1991 in der Kärntner Gurk gefangener Aitel, der etwa 75 Zentimeter maß und satte 5,72 Kilogramm wog.
Große Aiteln sind Einzelgänger, die sich gern unter überhängenden Bäumen und Sträuchern oder auch unter Brücken und in Bacheintiefungen aufhalten. Jungfische, wie dieser Tage im Nationalpark Thayatal dokumentiert, halten sich dagegen gerne in Schwärmen in der Nähe der Oberfläche auf. Frei nach dem Motto: "In der Gruppe sind wir stark".



Und in etwa genauso gestaltete sich die Annäherung der Fische an die Unterwasserkamera. Beim Mündungsbereich Kajabach/Thaya schwammen sie ihre Runden zunächst mit Respektabstand zur Kamera und der regungslos dahinter liegenden "Neopren-Kamerafrau". Nach gut zwei Stunden trauten sie sich schon ein wenig forscher zu agieren. Der Ärmel des Neoprenanzuges wurde auf Schmackhaftigkeit getestet, genauso wie der Blitz und schließlich trauten sich die ersten - natürlich nur im Trupp - pionierhaft in das kleine Becken vor das Unterwassergehäuse zu schwimmen. Sobald das Auslösegeräusch erklang und es blitzte, waren sie freilich mit einem Flossenschlag dahin. Aber je mehr Zeit verstrich und je länger das Unterwassergehäuse zu einem Bestandteil ihres Lebensraumes wurde, umso mehr akzeptierten sie es und kehrten immer rascher wieder vor die Linse zurück.
Also, ja, alles "Aitel" Wonne ;-)
19.08.2015

Nationalpark Thayatal Blog