Natur

Tal der Vielfalt

Der Nationalpark Thayatal ist mit aktuell 1.360 Hektar Fläche der kleinste Österreichs. Verstecken muss er sich aber keineswegs, denn in puncto Arten- und Lebensraumvielfalt spielt er ganz vorne mit.

Das liegt einerseits an den abwechslungsreichen Einflüssen des pannonischen Klimas aus dem Osten und des atlantischen Klimas aus dem Westen. Andererseits sorgt auch das Gestein, das den Untergrund von sauer bis basisch rangieren lässt, für unterschiedliche Lebensvoraussetzungen. Das gewichtigste Wörtchen hat aber die Thaya selbst mitzureden. Vor stolzen 1,5 bis fünf Millionen Jahren hat sie sich bis zu 150 Meter tief in die harten Granite und Gneise der Böhmischen Masse gegraben und prägt seither das Tal durch ihre vielen langgezogenen Windungen und Schlingen. Sie bildet eines der schönsten, vielfältigsten und gleichzeitig auch eines der letzten naturnahen Durchbruchstäler Mitteleuropas. Vom Umlaufberg, den die Thaya fast zur Gänze umarmt, lässt sich der einmalige landschaftliche Reiz des Green Canyon am besten erspüren.

Marc Graf, "Das Thayatal von oben"

Das Thayatal zählt zu den letzten naturnahen Tallandschaften Mitteleuropas. Steilufer mit oft senkrechten Felsabstürzen, weite Talgründe und ein reiches Mosaik verschiedener Lebensräume säumen den Fluss auf seinem Weg durch den Nationalpark.

Pflanzen

Im grenzüberschreitenden Schutzgebiet kommt knapp die Hälfte aller heimischen Pflanzenarten vor.
Die Bandbreite reicht dabei von so prächtigen Vertretern wie den Türkenbundlilien, die im kühlen Halbschatten des Waldes unter nährstoffreichen Bedingungen gedeihen bis hin zu genügsamen Wegerich-Grasnelken, die zu den fragil-schönen Spezialisten der Trockenwiesen zählen.

Tiere

Der unangefochtene Star in der Tierwelt des Nationalparks Thayatal ist die Europäische Wildkatze. 2007 wurde die bis dahin in Österreich für ausgestorben geglaubte Art wiederentdeckt. Doch auch Sommergäste wie die anmutigen Schwarzstörche, Reptilien wie die bunten Smaragdeidechsen oder andernorts seltene Flussbewohner wie die Edelkrebse können verblüffen.

Naturräume

Rings um die Thaya erstrecken sich rund 40 Hektar Wiesen, die einst durch Beweidung entstanden sind. An steilen Hängen und auf Felsplateaus haben sich zudem ursprüngliche Trockenrasen mit einer Fülle an botanischen Raritäten erhalten. Der Großteil des Nationalparks, über 90 Prozent, ist aber von urwüchsigen Eichen- und Buchenwäldern und Sonder-Waldgesellschaften geprägt.

Die Thaya

Die Lebensader des Nationalparks ist die Thaya. Mit ihren markanten Mäandern und tiefen Einschnitten ins Gestein drückt sie der Landschaft den prägenden Stempel auf, bildet die Grenze zwischen Österreich und Tschechien und verbindet die beiden Ufer zu einem großen Schutzgebiet.

Jahreszeiten

Bunte Frühjahrsblüher bringen den Wald als Erste zum Strahlen, die Thaya schwillt an, die Tierwelt beginnt sich zu regen. Im Sommer spendet die Thaya angenehme Frische und Kühle, während die Wiesen üppig blühen und die Insekten summen und zirpen. Im Herbst hält der Indian Summer Einzug. Und im Winter legt sich oft eine dicke Reifschicht über die Landschaft. Die eisfreie Thaya wird dann zum Anlaufpunkt für viele Vögel der Umgebung, darunter auch den majestätischen Seeadler.